Potsdam: ein Tag in der UNESCO-Welterbe-Stadt

Potsdam: ein Tag in der UNESCO-Welterbe-Stadt

Potsdam ist für mich eine der schönsten Städte Deutschlands! Die ehemalige Residenzstadt der Hohenzollern liegt wunderschön umgeben von den Havelseen und bietet viel Geschichte und Kultur. Durch die jeweiligen Monarchen kamen über die Jahrhunderte Menschen aus ganz Europa nach Potsdam und brachten ihre jeweilige Kultur und Baustile mit, was sich noch heute im Stadtbild zeigt und der Stadt ein ganz besonderes Flair verleiht. Ein Tagesausflug nach Potsdam gehört für mich immer dazu, wenn ich in Berlin bin. Und jedes Mal nehme ich mir vor, bei meinem nächsten Besuch gleich mehrere Tage in Potsdam zu verbringen.

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In der Innenstadt

Alter Markt und Museum Barberini

Vom Potsdamer Hauptbahnhof kommt man bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn (Tram 91, 92, 96 und 99) über die Lange Brücke in die Innenstadt direkt zum Alten Markt. Der barocke Platz ist das historische Herz der Stadt und von wunderschönen Gebäuden umgeben. Bis vor nicht allzu langer Zeit sah das aber noch ganz anders aus! Nachdem der Platz im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört worden war, wurden einige Gebäude, wie die St. Nikolaikirche mit ihrer schon von weitem sichtbaren Kuppel oder das Alte Rathaus, bereits zu DDR-Zeiten wiederaufgebaut. Das Potsdamer Stadtschloss jedoch, das zwischen dem Alten Markt und der Langen Brücke liegt, wurde erst zwischen 2011 und 2013 nach langen Diskussionen wiedererrichtet. Heute ist das Schloss, dessen barocke Fassade sich am historischen Vorbild des Architekten von Knobelsdorff orientiert, Sitz des Brandenburgischen Landtags. Vom Alten Markt her über das Fortunaportal sind der Innenhof, die Cafeteria bzw. das Restaurant sowie die Dachterrasse öffentlich zugänglich.

Ebenfalls erst kürzlich wiederaufgebaut wurde das Palais Barberini zwischen dem Stadtschloss und dem Alten Rathaus. Das ursprünglich 1771/1772 von Carl von Gontard erbaute Palais, dessen Vorbild der römische Palazzo Barberini war, wurde zwischen 2013 und 2016 rekonstruiert und beherbergt heute das Museum Barberini, eines meiner absoluten Lieblingsmuseen. Gezeigt werden dort in der Dauerausstellung Bilder der beeindruckenden impressionistischen Sammlung des Museumsgründers Hasso Plattner sowie wechselnde hochkarätige Sonderausstellungen.

Holländisches Viertel

Das Holländische Viertel im Nordosten der Potsdamer Innenstadt ist ein ganz besonders charmanter Teil der Stadt. Als König Friedrich Wilhelm I. zum Ausbau der Stadt viele gut ausgebildete Handwerker gebraucht hat, wurde er in Holland fündig. Damit sich die angeworbenen Handwerker in Potsdam auch wohlfühlen, ließ er für sie zwischen 1732 und 1742 ein Viertel mit etwa 150 Backsteinhäusern im typisch holländischen Stil mit Giebeln, unverputzten Fassaden, weißen Fugen und grün-weißen Fensterläden errichten. In den sorgfältig sanierten Häusern, die hauptsächlich in vier Blöcken an der Benkert- und Mittelstraße liegen, sind heute viele Restaurants und Cafés sowie kleine Boutiquen und Designgeschäfte untergebracht. Im Jan Bouman Haus (Mittelstraße 8, 14467 Potsdam) ist eine Ausstellung zur Geschichte des Holländischen Viertels und zum Alltag der Holländer in Potsdam im 18. Jahrhundert mit vielen Originaldetails zu sehen.

Berliner Vorstadt

Die Glienicker Brücke (erreichbar mit Bus 316 ab S-Bahnhof Berlin-Wannsee oder Tram 93 ab Potsdam Hauptbahnhof) im Osten der Stadt verbindet Potsdam mit Berlin und liegt in einer wunderschönen, maßgeblich von Peter Joseph Lenné gestalteten Parklandschaft an der Havel. Von hier hat man eine tolle Aussicht über die Havelseen zum Schloss und Park Babelsberg, zum Schloss Glienicke und zur Sacrower Heilandskirche. Bekannt ist die Brücke aber hauptsächlich deshalb, weil darauf die innerdeutsche Grenze verlief und hier während des Kalten Krieges in spektakulären Aktionen Spione zwischen den USA und der Sowjetunion ausgetauscht wurden. Die zwei verschiedenen Grüntöne der Glienicker Brücke und ein Metallband auf dem Fußweg erinnern auch heute noch an den ehemaligen Grenzverlauf.

Park Sanssouci

In Potsdam gibt es gleich mehrere wunderbare Parks, doch der schönste ist für mich der weitläufige Park Sanssouci (erreichbar mit der „Sanssouci-Linie“ Bus 695). Der Park geht zurück auf einen Terrassengarten, den Friedrich der Große 1744 anlegen ließ, um dort Pflaumen, Feigen und Wein anzubauen. Schon kurz darauf ließ er sich oberhalb der Terrassen sein kleines Sommerschloss, Schloss Sanssouci, errichten, in dem er von nun an das Sommerhalbjahr verbachte. Die Raumausstattungen des Rokokoschlosses sind heute noch original erhalten. Der Wunsch Friedrich des Großen, hier auch begraben zu werden, wurde allerdings erst 1991 erfüllt.

Nach und nach entstanden durch Friedrich den Großen und seine Nachfolger im Park weitere Schlösser, Tempel, Belvederes und Gärten, wie das Neue Palais, die Orangerie oder das Belvedere auf dem Klausberg, von denen die meisten besichtigt werden können (Kombiticket erhältlich, siehe Tipps & Tricks weiter unten). Selbst ohne Besichtigung eines der Schlösser sollte man sich für den 300 Hektar großen, sehr schönen Park ausreichend Zeit einplanen. Der Park Sanssouci mit all seinen Schlössern gehört heute zum UNESCO-Welterbe.

Nauener Vorstadt

Russische Kolonie Alexandrowka

Ein weiteres Beispiel für internationale Architektur in Potsdam ist die 1826 von König Friedrich Wilhelm III. als Zeichen der Freundschaft mit dem verstorbenen russischen Zar Alexander I. erbaute Russische Kolonie Alexandrowka (Tram 92 und 96 bis zur Haltestelle „Am Schragen“), die heute ebenfalls UNESCO-Welterbe ist. In den zwölf Holzhäusern im russischen Stil, die mit sehr aufwendigen Schnitzereien verziert sind, lebten russische Sänger, die am preußischen Hof beschäftigt waren. Jedes Haus ist umgeben von einem großen Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden konnte. In Haus Nr. 2 (Russische Kolonie 2, 14469 Potsdam) ist heute ein kleines Museum untergebracht, in dem man ein Bild davon bekommt, wie die russischen Sänger damals gelebt haben. Außerdem gibt es in der Siedlung ein russisches Restaurant und etwas weiter nördlich auf dem Kapellenberg die schöne russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Gedächtniskirche (Russische Kolonie 14, 14469 Potsdam).

Belvedere auf dem Pfingstberg

Nördlich der russischen Kolonie befindet sich auf dem Pfingstberg das wunderschöne Belvedere (Bus 603 bis „Höhenstraße“ oder Tram 92 und 96 bis „Puschkinallee“), das zu den UNESCO-Welterbestätten zählt. Von den Türmen der italienischen Renaissance-Villa aus dem 19. Jahrhundert mit den schönen Kolonnaden hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt und die umliegende Seenlandschaft bis nach Berlin. Die gute Sicht auf die innerdeutsche Grenze war auch der Grund, weshalb das Belvedere ab 1961 für Besucher gesperrt war und immer mehr verfiel. Durch den Förderverein Pfingstberg e.V. und zahlreiche Spenden konnte das Belvedere nach der Wiedervereinigung restauriert werden und ist heute wieder ein beliebtes Ausflugsziel.

Schloss Cecilienhof

Etwas weiter östlich im Neuen Garten, zwischen Jungfernsee und Heiligem See, liegt das Schloss Cecilienhof (Im Neuen Garten, 14469 Potsdam, erreichbar mit Bus 603), eine weitere UNESCO-Welterbestätte. Das hübsche Fachwerkgebäude im englischen Landhausstil ist das letzte Schloss, das von den Hohenzollern erbaut wurde, und hauptsächlich bekannt als Tagungsort der Potsdamer Konferenz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Sowohl die historischen Konferenzräume als auch die Wohnräume des letzten deutschen Kronprinzenpaares können besichtigt werden. Allerdings wird das Schloss, in dem auch ein Hotel untergebracht ist, ab November 2024 im Rahmen des Masterplans preußische Schlösser und Gärten saniert.

Essen & Trinken

Ein sehr nettes Café im Park Sanssouci ist das Drachenhaus (Maulbeerallee 4, 14469 Potsdam) im nordwestlichen Teil des Parks in der Nähe des Belvedere auf dem Klausberg. Das Café ist in einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1770 untergebracht, das nach dem Vorbild der Ta-Ho-Pagode in der chinesischen Provinz Kanton erbaut wurde. Bei schönem Wetter kann man auch auf der großzügigen Terrasse sitzen und dort die leckeren Kuchen und Torten der traditionellen Berliner Konditorei Rabien genießen.

Tipps & Tricks

Die Website von Potsdam Tourismus bietet einen sehr guten themenbasierten Überblick zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Unterkünften. Außerdem findet man hier verschiedene Stadtführungen und Informationen zu sonstigen Veranstaltungen.

Potsdam lässt sich sehr leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden. Vom Hauptbahnhof aus gibt es mehrere Bus- und Tramlinien, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten miteinander verbinden, wie beispielsweise die Sanssouci-Linie (Bus 695), die Kultur-Linie (Tram 93) oder die Cecilienhof-Linie (Bus 603). Tageskarten gibt es sowohl für Potsdam als auch in Kombination mit Berlin.

Will man mehr als ein Schloss in Potsdam besichtigen, dann lohnt sich oft das Kombiticket sanssouci+. Damit kann man an einem Tag alle geöffneten Schlösser der Potsdamer Parklandschaft besuchen.

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